# Falls Sie eine Website erwarten, aber diesen # Abschnitt lesen können, löschen Sie bitte das # _index.htmx # vom Ende der Adresszeile. Danke! Meta: de Title: Masterarbeit Smartphonevermeidung Short Title: Smartphonevermeidung Author: Entirio Rotokoly Keywords: Dresden Publication date: 2024-10-13 + teaser + post >>teaser de 1.0
Durch die derzeit wieder starken Digitalisierungsbestrebungen der Bahn ist eine Masterarbeit von Natalie Hilmers aus dem Jahr 2023 wieder in den Fokus gerückt, zu der ich ein Review verfasst habe.
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Die Erkenntnisse aus der Masterarbeit waren für mich einerseits die sehr wertvolle Situationsdarstellung von Smartphone-Nichtnutzung sowie andererseits der Geographie-Bezug der Smartphone-Infrastruktur, zu dem ich mich als neues Thema erstmal einlesen musste.
Zur Situationsdarstellung aus der Mitte der Studie: Es wurden aus zehn Interviews ein akurates aktuelles Bild der Situation in verschiedenen Kategorien gezeichnet. Ich selbst könnte da auch noch Geschichten beitragen, die aber wenig am dargestellten Gesamtbild verschieben würden. Bemerkenswert ist die Findung der Interviewpartner*innen aus zwei Gründen: Zum Einen der Fakt, dass niemand abgesprungen ist. Das spricht für einen hohen Grad an Organisation. Bei mir würde das nicht klappen. Zum Anderen die, sagen wir, platte Aussage, dass die zehn völlig ausreichend sind. So ein Offenheit und Selbstbewusstsein muss man erstmal haben; es war angesichts der Interview-Ergebnisse aber durchaus gerechtfertigt.
Bzgl. Geographie-Bezug war ich angesichts der Verortung an der Chemisch-Geographischen Fakultät neugierig, wie Smartphones mit der Geographie, dem Fach der Landkarten, in Verbindung gebracht werden können. Durch die Arbeit und das darin zitierten Paper "Digital turn, digital geographies" fand ich folgende Kernaspekte:
Der erste Aspekt liegt in der Kopplung des Smartphones an den wechselnden Ort der Besitzer*in. Eine Vielzahl der Apps haben Verknüpfungen zu positionsbezogenen Daten, wenn nicht sogar die Geographie deren Basisfunktionalität ist. Bsp: Navigation, Fahrkarten, Hotels, Wetter, Kleinanzeigen. Dadurch, dass die Arbeit den Verzicht aufs Smartphone thematisiert, wird der Positionsbezug über den genau gegenteiligen Weg der Funktions-Nichtnutzung bzw. Alternativroutinen herausgearbeitet.
Der zweite Aspekt ist ein übertragener. Bildlich kann man es so beschreiben, dass die Leute, die Smartphones, insbesondere nicht-positionsbezogene Apps, z. B. Messenger oder Finanzverwaltung, nützen, ihre Präsenz und Aufmerksamkeit aus dem realen in einen neuen elektronischen Raum verlagern. Da es nicht nur einzelne, sondern viele sind, wird strukturell der reale Raum, Plätze und Treffpunkte, entwertet, was auf dort "zurückgebliebene" rückkoppelt. Die Arbeit klang ein bisschen so, als ob sie den neuen Raum geographisch vermessen wollte; gemacht wurde eher eine Kategorienbildung.
Der dritte Aspekt ist der direkte Bezug zum Raum. Eine Nutzung von Navigations- und Fahrtplanungs-Apps geht mit einem Tunnel-Erlebnis einher: Die Fassaden werden zur vorbeiziehenden unzusammenhängende Kulisse in einer linearen Bewegung. Links und rechts dahinter ist das unbekannte. Den Raum erlebt man anders, wenn man sich per Papierkarte oder gar per selbstkopierter Zeichnung orientiert: Man lernt etwas über die Siedlungsstruktur, den Zustand der Stadt, etc., weil man sich aktiv an diesen Strukturen, Naturschneisen, etc. orientiert. Daher rührt vmtl. das Unverständnis der Interviewten, die das Erlebnis genießen, bzgl. wahrgenommener Notwendigkeit der Navigation per Smartphone, welches von Smartphone-User*innen geäußert wird, die sich nicht vorstellen können, wie man es schafft, ohne das Gerät in einer Stadt zu navigieren.
Diese Aspekte zeigen, dass das erstmal bloß elektronisch-informatisch klingende Smartphone-Thema hochverknüpft mit Raum, Positionen und Orten ist und seine volle Berechtigung an einer geographischen Fakultät hat.
Soweit mein kleines Review. Ich kann besonders Kapitel 5 (S. 40-62) zur Lektüre zu empfehlen, und den Rest auch, auch wenn er ein bisschen redundant ist und man was mit dem Konzept "Thirdspace", "geplantem", "wahrgenommenem" und "gelebtem" Raum, etc. anfangen können muss.