Wie akzeptabel ist es, wenn Leute andere Leute bestehlen? Gemessen an den Reaktionen im folgenden Geschehnis gibt es eine große Bandbreite an Entspanntheit/Angespanntheit
Vorweg: Der hier genannte Hauptbahnhof steht in einer anderen Stadt als Dresden
Eine kleine, spannende Geschichte kann ich seit heute erzählen:
Ziemlich zu Beginn des Viertelfinal-EM-Fußballspiels am 5. Juli 2024 lief Frau A durch den Hauptbahnhof. Direkt beim Übergang von der Gleisüberführung in den Knick mit dem Servicepoint wurde sie von den Herren B und C bestohlen, indem sie ein Smartphone aus der Seitentasche ihres Rucksacks entnahmen.
Dies sah Herr D und sagte "Sie haben gerade ein Smartphone gestohlen". Daraufhin gab ihm B oder C das Smartphone in die Hand, welches D nach einigen Momenten mehr oder weniger ratlos an A übergab und anschließend auf die sich entfernenden B und C zeigte und rief "Das sind Diebe!"
Herr E bemerkte das und sagte "Dann rufen Sie die Polizei! Der Infopoint hier soll sich
kümmern!" D lief daraufhin zum Infopoint, aus dem leise Fangeräusche klangen,
und vermeldete den Diebstahl. Der Infopoint
(Herren F und G) war ziemlich uninteressiert. F meinte, man könnte halt den
Sicherheitsdienst rufen, aber das müsste man auch wollen. Schließlich sei D ja
nicht geschädigt und damit könnte jetzt auch nichts sinnvolles mehr beigetragen werden.
Auf die Videoaufnahmen angesprochen meinte er,
darauf hätte sowieso nur [Sicherheitsdienst/Polizei?] Zugriff.
A lief in der Zwischenzeit den B und C nach, welche sich trennten. Einer davon setzte sich in einen abfahrenden Zug auf Gleis 7.
E beschimpfte in der Zwischenzeit den Infopoint: "Wenn sie nicht aktiv werden, wird sich das Kriminalitätsproblem hier nie lösen. Rufen Sie die Polizei an!"
F hob daraufhin das Telefon ab und rief den Sicherheitsdienst an. Er meinte, der Sicherheitsdienst würde bald kommen. Aus einem Seitengang kam Herr H und fragte irgendwas, was eher unnötig schien. Dann entfernte F sich in die Richtung, in die B, C und hinterher A liefen.
Der Sicherheitsdienst kam nicht, jedoch kam A zum Infopoint und erfuhr, dass nichts nichts weiter passierte. G entschuldigte sich, dass der Sicherheitsdienst nicht kam, er selbst wäre auch nur ?-Kaufmann. D erwähnte ggü. A die Bundespolizei, und G (oder der zurückkommende F?) wies den Weg dorthin.
A und D unternahmen dann einen Ausflug zur Bundespolizei, welche sich
mit Herren I und J in voller Montur vor ihrer Eingangstür zeigte. Sie zeigten sich ähnlich
uninteressiert wie zuvor der Infopoint. Man könnte ja eine Anzeige erstatten, aber da es
ja nur ein Versuch war und die Diebe das Smartphone freiwillig zurückgegeben hätten,
wäre es ein schwaches Vergehen. Wenn man nun eine Anzeige erstatten würde, müssten
aufwändig die Videos angeschaut werden und am Ende würde es sowieso nur abgestempelt
werden. Außerdem würden die Diebe im unwahrscheinlichen Fall
einer Bestrafung weiterstehlen, so seien sie eben. Es wäre im Übrigen das erste Mal, dass
es passiere, dass jemand sich mit so einer Sache bei ihnen melde. Es sei für
Einzelpersonen gefährlich, Täter anzugehen.
Das Smartphone so außen in eine Rucksacktasche zu stecken, sollte A nie wieder
machen.
Es gibt mindestens Bericht aus der Vergangenheit von nicht-vereitelten, also vollständig durchgezogenen Diebstählen, im Umkreis von 50m des Tatortes. Es ist eigenartig, dass das diensthabende Personal so durchgängig desinteressiert bei der Diebstahlsbekämpfung ist.
Ist das hiermit gesellschaftlich akzeptiert, dass in Außentaschen gesteckte Smartphones gestohlen werden dürfen? Die Polizei unternimmt nichts, Einzelpersonen sollen nichts unternehmen. Frau A sowie die Herren D und E sollten vllt. ihre Einstellung überdenken und in Zukunft einfach selbst mal zugreifen, wenn ein schickes Digital-Device oder eine dicke Geldbörse sichtbar sind. Die Erfolgsquote ist vmtl. ganz gut.