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BUND-Führung anlässlich Stadtratsbeschlusses

Pieschener Allee, Natur, Elbquerung (Bericht)

Nachdem die vergangene Führung am 10. September nur bis zum Ende der Pieschener Allee gekommen war, ging es am heutigen 18. Mai 2024 als Anschluss zu einem ehemaligen Fähranschluss dort und weiter über die Elbwiesen.


Dieser Gedächtnisbericht versucht, die Inhalte der Führung am 18. Mai 2024 von 10:00 Uhr bis 13:20 Uhr, wiederzugeben. Er wurde größtenteils noch am Tag selbst angefertigt, jedoch vor der Veröffentlichung noch ergänzt. Bei bedecktem Wetter zog die Gruppe von der Wendeschleife zum Fähranleger, dann südlich/westlich am Elbuferpfad entlang und drehte dann, in Sichtweite der Hafenbrücke und Schlachthofbrücke, wieder in Richtung Wendeschleife an den Kleingärten entlang.

Auch der BUND-Dresden hat dazu einen Bericht veröffentlicht.

Nebenbemerkung, was im BUND-Bericht nicht steht: Per Straßenbahn kam man leicht zum Treffpunkt, denn sie fuhr regulär. Jedoch war wegen eines Konzerts in der Flutrinne ein Passieren der Schlachthof-Brücke zu Fuß/Rad unterbunden. Das Sicherheitspersonal war auch nicht hilfreich beim Benennen von Alternativrouten.

Pieschener Allee

Die Pieschener Allee wurde bei der letzten Führung (Link zum Stichwort-Bericht) schon ausführlich besprochen.

Heute noch folgendes in Ergänzung:

Schutzstatus

Auf den Gebieten liegen teileweise viele Schutzkategorien zugleich vor. (z. B. FFH, Naturdenkmal, ...) Die Elbe und ihre Ufer sind so wichtig, weil sie eine hervorragende durchgehende, unzerschnittene Verbindung bieten. Solche Verbindungen werden sowieso schon für die Natur gebraucht, durch den Klimawandel und die damit einhergehenden Wanderungsbewegungen umso mehr. Anmerkung: Die veränderten Umweltbedingungen durch den Klimawandel betreffen die einzelnen Arten noch mehr als die Menschen, da sie über keine technischen Anpassungsmittel wie Klimaanlagen o. ä. verfügen. Deswegen sind sie stärker auf die Möglichkeit der freien Bewegung angewiesen, um anderswo eine möglichst passende Nische zu finden.

Elbquerung

Kürzlich hat sich ein Stadtratsbeschluss gegen die Einrichtung einer Brücke ausgesprochen und der Stadtverwaltung den Auftrag zur Prüfung einer Fährverbindung erteilt. Entgegen den öffentlichen Annahmen geht die Gruppe von Planungskosten von 250.000 Euro (u.a. wegen zu berücksichtigenden naturschutzrechtlichen Belange, welche geklärt werden müssen) und von Baukosten von 1 bis 2 Millionen Euro aus.

Es wurde auch vom Aufwand einer barrierefreien Zuwegung geredet, dies aber nicht weiter ausgeführt.

Die Stadtratsentscheidung kann man als Erfolg für den Naturschutz werten; eine Fährverbindung ist aus dieser Sicht trotzdem kritisch.


Was spricht naturschutztechnisch gegen eine Elbquerung? Zum Teil gibt es da pauschale Argumente, z. T. spezifische für die Art der Querung. Eigentlich sollte es aufgrund der verschiedenen Schutzgebiets-Stati selbstverständlich sein, dass in dem Gebiet nichts gebaut werden kann, aber es wird gerne übersehen.

Pauschal ist die Erschließungsfunktion als Erholungsgebiet zu nennen. Derzeit ist das Gebiet nämlich noch relativ unbekannt, was an seinem Halbinsel-Charakter in Verbindung mit dem Form des Elbbogens liegt, der dazu führt, dass man den Flecken eigentlich immer umfährt.

Sobald eine Elbquerung das Gebiet bekannter macht, werden sich dort mehr Menschen aufhalten. Dies führt einerseits zum direkten Aufscheuchen von Tieren, welche dann dort nicht brüten. Andererseits zieht es den Wirtschaftsbetrieb mit Imbissbuden nach sich, die dann wiederum eine Verstetigung erfahren könnten. Die Installationen für die Fähre und die nachgezogenen Betriebe führen zu einer Störung der Nacht der Tiere durch Licht.
Ein Beispiel für die Erschließung ist der Johannstädter Fährgarten, welcher sich von Jahr zu Jahr vergrößert. Er geht auf eine ehemalige Fuß-/Rad-Fähre dort zurück.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die drohende Zerschneidung der Pieschener Allee, denn es würde ein Weg zwischen dem Anleger und der Straßenbahn-Wendeschleife angelegt werden. Auf diesen wird wiederum die Verkehrssicherungspflicht angewandt, welche in der Abwägung allzu oft über jeden Naturschutzbelang gestellt wird und fast unmittelbar zu einer Auslichtung des Linden-Baumbestands führen würde. Ggf. müsste der Weg sogar so breit angelegt werden, dass Rettungsfahrzeuge darauf fahren können.

Im Falle einer Brücke hätten noch viel massivere Folgen gedroht.

Wassernatur

Wassermanagement

Auf dem Rundgang waren einige Probebohrungen zu sehen. Diese waren zum Erkunden einer Nutzbarkeit für die Chip-Industrie angelegt worden. Das dort zu gewinnende Wasser erwies sich jedoch als nicht geeignet als Brauchwasser für selbige. Trotzdem haben die Technischen Werke Dresden der Stelle noch keine Absage erteilt und halten sich eine Nutzung für Trinkwasser offen.

Aus ökologischer Sicht ist es Irrsinn, an der Stelle noch weiteres Wasser abzuziehen. Einerseits sinkt die Elbe, andererseits gibt es aufgrund des Klimawandels längere Trockenphasen, die der Vegetation sowieso zu schaffen machen werden. Statt ständig neue Quellen zu erschließen, sollte darüber nachgedacht werden, Wasser zu sparen.

Es wird geplant, dass die Elbe zur Speisung der Spree herangezogen werden soll. Dazu soll an der Tschechischen Grenze eine Überleitung gebaut werden. Das ist ein weiterer ungünstiger Faktor für die Gewinnung von Wasser aus dem Elbufer.

Auch wenn die möglicherweise vorgesehene Förderung von Wasser erst einmal einmal so bedrohlich klingt, dass man im Umfeld so einer Führung impulsiv jegliche Umweltbemühungen für müßig erklärt und überlegt, ob die derzeitige vermeintlich negative Naturentwicklung am Ort mit der Regierungsform der Demokratie in Zusammenhang steht, so sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass der jetzige, demokratisch Zustand in Kraft befindlicher Schutzgebiete des Elbufers sehr ansehnlich ist, auch an anderen Elbufer-Abschnitten Dresdens, und dass eben kein Wasser aus dem Ostragehege gefördert wird.

Wiesen

Auf den Wiesen haben wir eine Menge Kräuter und Bäume gesehen, z. B. folgende:

Die Mahd bzw. Beweidung ist nicht immer perfekt. Es stehen zwar zum Teil Schafe auf den Flächen, jedoch wird zum Teil auch mit Maschinen gemäht. Der Zeitpunkt ist nicht immer günstig; manche Flächen könnten etwas länger stehengelassen werden, damit die Blüte sich entfalten kann.

Ein generelles Problem bei Wiesen ist die Überdüngung, welche indirekt durch Stickoxid-Abgase aus Autos, welche als Ammoniak in den Wiesen wirken, passiert. Teile der besuchten Wiesen werden zudem regelmäßig von der Elbe überflutet. Sie sind dann ein Paradies für Wasservögel, jedoch werden die Wiesen dadurch noch mehr gedüngt. Nährstoffarme Wiesen weisen einen höheren Artenreichtum auf.

Trennende Buschreihe

Die sehr dichten niedrigen und hohen Gehölze zwischen den Gemeinschaftsgärten und den Elbwiesen sind sehr praktisch zur Abschirmung menschlicher Aktivität.

Die Buschreihe hatte jedoch eine Lücke, welche für eine Ausgleichsmaßnahme, eine Trockenwiese, eingerichtet wurde. Aus landschaftsarchitektonischer Sicht ist der Durchbruch ungünstig, da die Barrierewirkung gemindert wird. Aus biologischer Sicht ist sie jedoch begrüßenswert, da dadurch Insektenbewegungen begünstigt werden und Trockenwiesen an sich einen hohen Artenreichtum aufweisen.

Wegesäume

Auch verwilderte Wegesäume, welche gar nicht oder nur ein, zwei Mal im Jahr gemäht werden, haben wir gesehen. Auch diese sind sehr wertvoll. Teils waren dort auch invasive Arten zu sehen, auf denen sich jedoch auch verschiedene Bienentypen blicken ließen.

weiteres

Im späteren Verlauf der Führung, als von der Stelle sichtbarer geländebegradigenden Aufschüttungen an der Flutrinne der Blick Richtung Konzertaufbau und Trümmerberg frei war, bekamen wir die ergänzende Information, dass der (konzertbedingt gesperrte) Trümmerberg ein kleiner Teil der Bundesgartenschau werden soll.

Der oben verlinkte BUND-Webbeitrag enthält auch einen Verweis auf das Positionspapier 2023 und den offenen Brief 2024

Einige schöne historische Bilder kann man bei der Deutschen Fotothek finden, z. B. einen Trampelpfad über die zugefrorene Elbe auf Höhe der Elbfähre nach Pieschen hier, Bilder von Schiffen an der Kohlestation hier und hier und, festhalten, das Modell eines Autos (Maßstab 1:5) auf dem Strand des Ostra-Geheges hier.

Blick auf das Elbufer Höhe Übigau/Hafen. Es ist viel Grün, die auslaufende Erhebung der Messeinsel und im Hintergrund ein Hafengebäude zu sehen. (c) TU DD/Deutsche Fotothek

Fotoausschnitt: © Technische Universität Dresden, Zentrum für Technisches Design / Deutsche Fotothek / Günter Kranke / https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90069974




30. Juni 2024: Verlinkbarkeit Schutzstatus-Unterkapitel wg. Wanderungsbewegungen


Dokument vom 2. Juni 2024, letzte Änderung am 24. August 2024. Seitenquelltext