hierkiosk.de - Dresdenbezogenes und mehr


Tag des offenen Denkmals 2023 Dresden

Ambivalente Führung über den Schleppkahn Waltraut

Bei der Führung konnte man einiges über das Leben und die Jahreszeiten auf dem Kahn erfahren, bekam jedoch auch eine Portion Stimmungsmache mit auf den Weg.


Dies ist der zweite von zwei Berichtsentwürfen, welche zur Einreichung im Friese-Journal gedacht waren, dort aber nicht veröffentlicht wurden. Er ist nicht "gefinisht", gegengelesen o.ä.. Nichtsdestotrotz ist er gut genug für seine dokumentarische Funktion.

Zum ersten Bericht, Thema Naturdenkmal Pieschener Allee, hier entlang.

Dieser Artikel behandelt die Führung über der Elbschleppkahn "Waltraut", der heute im Feuerlöschteich des Alberthafens liegt. (Es ist nicht allen Beteiligten klar, warum der Löschteich baulich abgetrennt ist, denn im Hafen ist viel mehr Wasser als im Löschteich.)

Die Führung hatte zwei Phasen - eine längere unter Deck (warm) und noch eine abschließende am anderen Ende (sonnig, aber nicht so schweißtreibend).

Unter Deck konnte ein kleiner Werkstattbereich, und in den Laderäumen Museumsstücke wie Ketten-Fassgreifer, aus dem Wasser gezogenen Schrott, eine Eis-Axt und eine Eissäge, etc. bewundert werden.

Bei Eis fuhr man nicht, jedoch waren dann mehrere Schiffe im Hafen zusammengebunden. Damit das sich ausdehnende Eis nicht die Rümpfe eindrückte, hat man einen 50-60 cm breiten Streifen freigesägt, wobei zum Ansetzen der wasserseitig mit einem Gewicht beschwerten Säge erstmal mit der Axt ein Loch geschlagen werden musste. Für die Tätigkeit konnte man sich ohne große Hilfsmittel auf die 8-10 cm hohe Eisschicht stellen.

Aber nicht nur das Schiff selbst, sondern auch die Themen rundum wurden auf der Führung angesprochen.

Eines davon war der aus dem Hafenbecken ausgebaggerte Schlick, der früher von den Bäuer:innen gerne über die Felder gegeben wurde (damals wirtschaftlichster Umgang mit der Sache), jedoch heute "wegen des Klimas" als Sondermüll entsorgt werden muss, was durch eine Verbringung in der Elbe in Torgau erledigt wird.

Die Frage einer Teilnehmerin, warum denn Schlick so giftig ist, konnte auf der Führung nicht beantwortet werden. Ein Erklärungsansatz könnte eine auswaschende PCB-Portion in Tschechien sein, Die Redaktion

Später ging es um Felder, auf denen keine Zuckerrüben mehr angebaut werden, sondern stattdessen als Brachflächen EU-Pauschalen erhalten, "wegen der Grünen". Zuckerrüben gehören zu dem Biozid-intensivsten und Boden-anspruchsvollsten Feldfrüchten. Außerdem stellt die Brache eine alte bäuerliche Tradition dar, die heute z. B. in der Aufrechterhaltung der Biodiversität Sinn und Zweck hat, Die Redaktion. Das mit den Grünen könnte nicht hier bei den Zuckerrüben, sondern vorher beim Schlick erwähnt worden sein, aber der präzise Bezug spielte vmtl. auch keine große Rolle.

Die Schlaf- und Gruppenräume beherbergten die ca. drei, vier Besatzungsmitglieder teils in Doppelbetten. In dem zentralen, mit Tisch und Stühlen ausgestatteten Gemeinschaftsraum hat die ca. 15-köpfige Gästegruppe stehend halbwegs reingepasst.

Hier merkte der Gästeführer an, dass "die Asylanten" viel mehr Platz fordern/bekommen würden, als er damals auf dem Boot zur Verfügung gehabt hätte. Derzeit gelten meist Empfehlungen von 6-7m² pro anerkanntem Flüchtling, was vmtl. relativ ähnlich zu dem auf dem Boot verfügbaren persönlichen Freiraum und weit unter der durchschnittlichen Wohnfläche an Land ist. Außerdem sind die Berufs- wie auch Freizeitschiffart typischerweise von beengten Verhältnissen geprägt, weswegen niemand verpflichtet werden sollte, auf Schiffen zu arbeiten, Die Redaktion

Zu kühlende Lebensmittel wurden durch eine Klappe runter zum Rumpf gelegt. Es gab eine Kochmöglichkeit, jedoch war meist eine von den Landeplätzen erreichbare Kneipe/Gaststätte "naheliegender".

Mädchen wurden wegen der anderen Besatzungsmitglieder nicht so gerne auf das Boot eingeladen, vielmehr verbrachte man bevorzugt nachts auf den Elbwiesen Zeit mit ihnen.

Vom Gemeinschaftsraum hoch auf das Deck führt eine etwas sich etwas auseinanderschiebende Treppe.

Oben auf dem Kahn haben wir noch die präzise regelbare Handbremse bewundern dürfen. Die heutigen Winden sind nur ruckartiger zu bedienen. Das Holzdach hat einen schlechten Zustand: Eine darauf stürzende Person würde einbrechen. Derzeit sind auf den löchrigen Stellen Planen befestigt. Wegen des Zustands durfte die Gruppe nicht oben auf dem Schiff laufen. Perspektivisch ist ein Blechbelag geplant, jedoch ändert das nichts am Stabilitätsproblem. Der Ablauf zum Austausch/zur Reparatur der Dachpanele benötigte zwei Personen - eine zum Einhaken der oberen Panelseite und eine zum fünf cm Rausziehen unten (aufgrund der schmalen Traufe/Boards musste man aufpassen, nicht rückwärts ins Wasser zu fallen). Anschließend wurde das Panel seitwärts weggelegt.

Die Außenwand wurde so weit wie möglich bis runter zur Wasserlinie gestrichen. Der Teil unter Wasser ist in der jetzigen Situation nicht mehr streichbar, da das Boot nicht bewegt werden kann. Die Hoffnung ist, dass es noch 20-30 Jahre hält.


Zum Schluss lobte der Gästeführer noch die Gruppe, die nicht so viel dazwischengeredet hätte wie wohl sonst manchmal.

Die Tour endete mit einem Gang durch die Laderäume unter Deck zurück.


Man kann vermuten, dass die Zahl und Art der Nebenbemerkungen von der Führungs-Person abhängt, insofern ist eine Verallgemeinerung des Berichts nicht notwendigerweise richtig.





Dokument vom 22. April 2024, letzte Änderung am 22. April 2024. Seitenquelltext